32. Familientag in Bad Münster am Stein

Ebernburg

2. bis 4. Oktober 2009



Wer die Dinge bewahren will,
muss sie ändern.

Giuseppe Tomasi di Lampedusa



Liebe Cousinen, liebe Vettern,

seid alle herzlich willkommen zu unserem 32. Familientag. In diesem Jahr können wir ein Jubiläum feiern, hatten doch unsere Vorväter im Juni 1919, also kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, unseren Familienverband gegründet. Die Vettern der »ersten Stunde« waren der Amtsrichter Dr.Heinrich Hüttenhain aus Herford (Linie Netphen), Geheimrat Dr. Hermann Hüttenhein (Linie Hilchenbach 1) und Lehrer Rudolf Hüttenhain (Linie Meiswinkel). Auch wenn wir heute die damaligen Gründe für die Verbandsgründung nur noch mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen können –Heinrich Hüttenhain beklagte den Mangel an völkischen Gefühlen und wünschte sich, dass das deutsche Volk sich sittlich erneuere und zu Rassestolz erzogen werde –, so darf nicht verkannt werden, dass wir ihm eine erste sorgfältige genealogische Aufarbeitung unserer Sippe sowie die Einrichtung von Familientagen zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls aller Hüttenhens verdanken. Dieser äußerst verdienstvollen Tätigkeit, ohne die wir nicht auf eine 90jährige Geschichte unseres Familienverbandes zurückblicken könnten, sollten wir uns in diesem Jubiläumsjahr dankbar erinnern.

Wer die Dinge bewahren will, muss sie ändern. Der klassische Familienbegriff ist abgelöst worden von einer Pluralität der Lebensformen. Anstelle der Großfamilie trifft man bisweilen eine Patchworkfamilie an und vielfältige gefestigte zwischenmenschliche Beziehungen außerhalb familienrechtlicher Normen gehören zu unserem Alltag. Alle, die in diesen veränderten Lebensformen einen Lebensstil verkörpern, der Liebe und Freiheit, Verlässlichkeit und Verantwortung zur Grundlage hat, soll sich in unserem Familienverband wohlfühlen können. Und mit diesem Verständnis sollten wir zuversichtlich dem großen Jubiläum in zehn Jahren entgegengehen.

Familientag und Familienrat sollten nicht zu rituellen Institutionen verkümmern. Um sie mit Leben zu füllen, müssen alle mitwirken. Hier wünschen wir uns als Familienrat eine verstärkte Unterstützung nicht nur in finanzieller Hinsicht. Wir sind auf Nachrichten aus Eurem privaten und beruflichen Bereich angewiesen, um unsere Familienhefte anregend zu gestalten. Und wer in der Presse interessante Beiträge findet, die einen Bezug zu unserer Familie haben, der sollte uns diese zukommen lassen. Letztlich noch eine Bitte: Wem die Gestaltung unseres Familientages gefallen hat, sollte in seinem familiären Umfeld oder in seiner Linie für uns werben, damit wir beim nächsten Familientag in zwei Jahren wieder weitere Mitglieder unserer Sippe – und hoffentlich auch Kinder und  Jugendliche – begrüßen können.

Wir wünschen uns allen einen erlebnisreichen Familientag, der neue Bindungen begründen und alte stärken möge, damit wir zuversichtlich dem großen Fest in zehn Jahren entgegensehen können.

Eure Cousinen und Vettern vom Familienrat

 

Unser Programm

Freitag, den 2. Oktober 2009

bis 18.30
Anreise. Wir werden ab ca. 15.00 Uhr Frühankommende in den Räumen der Ebernburg mit Kaffee und Kuchen begrüßen.

ab 19.00
Abendessen, anschließend gemütliches Beisammensein

Samstag, den 3. Oktober 2009

bis 8.30
Frühstück, anschließend Fototermin (ca. 8.45)

9.00
Busreise nach Speyer und Schwetzingen
ca. 11.00 Führung durch den Dom zu Speyer
ca. 12.15 Weiterfahrt nach Schwetzingen
von 13.00 – 16.00
zur freien Verfügung in Schwetzingen (Mittagessen,
Besichtigung des Schlosses und des Schlossparks)
ca. 16.00 Rückfahrt zur Ebernburg (Ankunft ca. 17.30)

Alternativprogramm für Kinder und Jugendliche
ab 9.00 Besuch des Hochwildschutzparks Hunsrück in Rheinböllen

18.30
Mitgliederversammlung (Familientag)
– Wahl der Versammlungsleitung
– Bericht des Vorsitzenden
– Kassenberichte, Wirtschaftspläne
– Bericht der Revisorin
– Aussprache
– Entlastung des Familienrates
– Wahl des neuen Familienrates und der Revisoren/innen
– Diskussion über den Tagungsort des nächsten Familientages
ab ca. 19.30
gemütliches Beisammensein mit reichhaltigem Büfett

Sonntag, den 4. Oktober 2009

bis ca. 9.00 Frühstück
ab 9.00 Abreise mit privaten Fahrzeugen nach Bingen

10.30
Schiffsfahrt durch das Obere Mittelrheintal
von Bingen nach St. Goar und zurück
ca. 15.00 Ankunft in Bingen

Ende des Familientages

Ebernburg

Tagungsstätte Ebernburg

Die Evangelische Familienferien- und Bildungsstätte Ebernburg ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirchen der Pfalz, des Rheinlandes und von Hessen und Nassau. Die Anlage im »Dreiländereck« ist auf einem Bergvorsprung oberhalb des Kurortes Bad Münster am Stein gelegen und bietet einen eindrucksvollen Ausblick auf das Tal der Nahe. Sie verfügt über 120 Betten in Familienappartements, Doppel- und Einzelzimmern, die den heutigen Ansprüchen gemäß mit Dusche/ Bad und WC ausgestattet sind. Die erstmals Anfang des 13. Jahrhunderts urkundlich erwähnte Burganlage gelangte Ende des 15. Jahrhunderts in den Besitz des Geschlechts der Sickinger, die als Anhänger der Lehre Martin Luthers dessen verfolgten Glaubensbrüdern (u. a. Ulrich von Hutten) Schutz gewährten.
Sie erhielt damals auch die Beinamen »Herberge der Gerechtigkeit « und »Wartburg des Westens«. Zweimal zerstört (1523 und 1698), jahrzehntelang als Steinbruch ausgebeutet (1794 – 1835) und noch 1954 – 1971 ohne denkmalpflegerisches Verständnis ausgebaut, präsentiert sich die Ebernburg nach den Baumaßnahmen der Jahre 1974 – 1981 im Wesentlichen wieder als Renaissancefestung der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wir sind sicher, dass Ihr von der komfortablen Unterbringung in historischen Gemäuern beeindruckt sein werdet.
Und wer sich zu einem Spaziergang durch die pittoresken Gassen des Kurortes Bad Münster am Stein mit seinen Fachwerkhäusern entschließt, wird etwas von dem Reiz dieses Naheortes genießen können. Freunde der Katastrophenliteratur werden sich vielleicht daran erinnern, dass Hermann Harry Schmitz, »Katastrophen-Schmitz«, sich hier im Alter von 33 Jahren im Gasthof August Ott (inzwischen abgerissen) am 8. August 1913 das Leben nahm.

 

Evangelische Familienferien- und Bildungsstätte Ebernburg
Auf der Burg
55583 Bad Münster am Stein
Ansprechpartner: Herr Ralf Rauschenplat (Geschäftsführer)
Tel.: 06708-617 66-11 (Rezeption)
E-Mail: Ebernburg@t-online.de
Internet: www.ebernburg.de

Speyer: Dombesichtigung

Baugeschichte

Der Speyerer Dom zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Architektur und gehört zu den reifsten Beispielen romanischer Baukunst. Nachdem die in Worms und im Speyergau beheimateten Salier die Kaiserwürde erlangt hatten, erfolgte unter Kaiser Konrad II. vor 1030 die Grundsteinlegung des Domes, der zugleich auch die Grablege der Salier wurde. Als er den Dombau in Speyer beschloss und seine Planungen festlegte, hatte er kein geringeres Ziel, als den größten Dombau, nicht nur des Deutschen Reiches, sondern des gesamten christlichen Abendlandes, in seinem Heimatbereich zu errichten. Diese Pläne wurden dadurch begünstigt, dass nach dem Sieg Ottos des Großen über die Ungarn auf dem Lechfeld (955) das Deutsche Reich in seinem territorialen Bestand gesichert war, es keine größeren kriegerischen Auseinandersetzungen gab und sich somit die wirtschaftlichen Verhältnisse und das kulturelle Leben entfalten konnten.
1041 wurde die Krypta und 1061 der Dom zu Ehren Marias geweiht. Ludwig XIV. von Frankreich, genannt der »Sonnenkönig«, erhob Ende des 17. Jahrhunderts Ansprüche aus dem Erbe seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz, mit deren Realisierung er die französische Hegemonialstellung festigen wollte (Pfälzischer Erbfolgekrieg). Seine Truppen verwüsteten große Teile der Pfalz (u. a. Mannheim, Worms, Heidelberger Schloss).
Am 1. und 2. Juni 1689 wurde der Speyerer Dom in Brand gesteckt und dabei in großen Teilen vernichtet. Nach dem Wiederaufbau in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Dom im Januar 1794 durch französische Revolutionstruppen verwüstet. Und als die Franzosen Anfang des 19. Jahrhunderts beschlossen hatten, den Dom abzureißen und lediglich die Eingangstore als Triumphbogen für Napoleon stehen zu lassen, gelang es dem beherzten Engagement des Bischofs von Mainz, Napoleon von dessen Plänen abzubringen und den Dom als katholische Pfarrkirche zu erhalten. Nach dem Wiener Kongress begannen die Renovierungsarbeiten und Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasste der kunstsinnige König Ludwig I. von Bayern die Ausmalung des Doms. Im Jahre 1981 wurde der Dom in die »Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt« durch die UNESCO aufgenommen.

Dom Speyer

Zur Architektur des Domes

Die Jahrzehnte des Dombaus waren geprägt von den inneren Reformen der Kirche, die von der cluniazensischen Bewegung ausgingen. Während die früher begonnenen Dome von Mainz und Worms noch einen Doppelchor (der Westchor als privilegierter Sitz des Fürsten oder Landesherren)
aufwiesen, wurde in Speyer dieses weltliche Privileg beseitigt.
Hierdurch wurde die Unabhängigkeit der Kirche von weltlichen Einflüssen gestärkt, eine Entwicklung, die in den Investiturstreit einmündete, der bis in die Anfänge des 14. Jahrhunderts das Verhältnis von Staat und Kirche beherrschte. Bestimmend für den Grundriss des Domes war das lateinische Kreuz, gebildet aus den Achsen des Längshauses und des Querhauses. Der im Stile einer Basilika (hohes Mittelschiff mit Obergaden sowie zwei niedrigere Seitenschiffe) errichtete Dom mit seinen strengen romanischen Formen weist auf der Ost- sowie Westseite je zwei schlanke Türme auf. Die Vierung wird mit einer Kuppel gekrönt, während sich oberhalb des Eingangsportals ein achteckiger Turm mit einem spitz zulaufenden Dach erhebt. Im Jahre 1146 hatte Bernhard von Clairvaux mit einer eindrucksvollen Predigt den Stauferkönig Konrad III. für die Mitwirkung am Kreuzzug gewinnen können. Die an Maria gerichteten Worte »O clemens, o pia, o dulce Maria« (O milde, o gütige, o süße Jungfrau Maria) sind in den Fußboden des Langhauses eingelassen. Ursprünglich war auf der Südseite ein Kreuzgang angelegt, der Anfang des 19. Jahrhunderts  beseitigt wurde. Lediglich die Nachbildung des Ölberges ist erhalten. Auf der Südseite des Domes (unmittelbar neben dem Abgang zur Krypta) liegt die Taufkapelle (Doppelkapelle), in der eine Gedenktafel an das Schicksal von Edith Stein erinnert. Sie wurde 1891 als Tochter eines jüdischen Kaufmanns geboren, befasste sich mit religionsphilosophischen Themen (Husserl, Thomas von Aquin), konvertierte 1922 zum Katholizismus und trat 1933 in ein Karmeliterkloster ein. Sie wurde 1942 in Auschwitz ermordet; 1998 wurde sie heilig gesprochen.
 

Krypta und Kaisergruft

Die Speyerer Domkrypta ist die größte romanische Hallenkrypta Europas. Sie besteht aus vier Räumen unterhalb des Chorraumes, der Vierung und dem Querhaus. Im Mittelpunkt befindet sich ein aus einem Block gefertigtes romanisches Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert.

Auf der Westseite erreicht man über einen Treppenaufgang die Grablege der salischen Kaiser Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV. und Heinrich V.
Auf der rechten Seite des Treppenaufgangs ist ein Relief der vier Kaiser angebracht. Zwischen Auf-und Abgang kann man das Relief des ebenfalls dort beigesetzten Königs Rudolf von Habsburg, der die Kaiserdynastie der Habsburger begründete, bewundern.
Da Heinrich IV. (Gang nach Canossa) zum Zeitpunkt seines Todes noch mit dem Kirchenbann von Papst Gregor VII. belegt war, musste sein Sarg zunächst in der damals nicht geweihten Afrakapelle (Nordseite des Domes) abgestellt werden. Er konnte erst in der salischen Grablege seine letzte Ruhe finden, nachdem sein Sohn Heinrich V. die Lösung des Bannes erreicht hatte.

 

 

Schwetzingen

Schloss Schwetzingen

Erstmalige Erwähnung findet das Schloss im 14. Jahrhundert als kleine ritterliche Wasserburg. In der Folgezeit wurde die Anlage mehrfach erweitert. 1689 wurden die Stadt Schwetzingen und das Schloss von den Truppen Ludwigs XIV. (Pfälzischer Erbfolgekrieg) niedergebrannt. Da die Außenmauern stehen geblieben waren, konnten sie für den Wiederaufbau genutzt werden. Da bei dem späteren Umbau die alte Tordurchfahrt beibehalten werden musste, wurde die Gartenfront asymmetrisch, was durch das spätere Aufsetzen der Schlossuhr nur unvollkommen kaschiert werden konnte.
Die nicht immer geglückte Verbindung von vorgefundenem Altbestand und Neubauten führten dazu, dass dem Gesamtensemble die vollendete Eleganz fehlt, wie sie zum Beispiel bei dem später errichteten Benrather Schloss in Düsseldorf bewundert werden kann. Nachdem die pfälzische Residenz nach dem Tode des Kurfürsten Johann Wilhelm (1716) von Düsseldorf zunächst nach Heidelberg und 1720 nach Mannheim verlegt worden war, wurde das Schloss zur Sommerresidenz und zu einem Jagdschloss umgestaltet. Unter der Regierung des Kurfürsten Carl Theodor (1742 – 1799) entwickelte sich die Anlage zur höchsten Blüte höfischen Glanzes. Den schönen Künsten wurde besondere Förderung entgegengebracht. Im musikalischen Bereich schuf der Kurfürst mit der Mannheimer Schule (Johann Stamitz) die Voraussetzungen für die Wiener Klassik. 1757 wurde die Maler-,Zeichnungs- und Bildhauerakademie unter Peter Anton von Verschaffelt gegründet, der auch bei der Ausgestaltung des Benrather Schlosses mitgewirkt hatte. Letztlich gründete er die Pfälzische Akademie der Wissenschaften, um die Pfalz in den Wettstreit mit den geistigen Zentren der damaligen Welt treten zu lassen. Der Kurfürst konnte den genialen Baumeister Nicolas de Pigage für die Verwirklichung seiner Baupläne gewinnen. Pigage, der von 1756 bis 1771 für den Kurfürsten und dessen Ehefrau Elisabeth Augusta das Benrather Schloss in Düsseldorf als Neubau errichtet hatte, entwarf zunächst zum Park hin zwei Zirkelgebäude (bestehend aus je einem  Viertelkreis) – das nördliche wurde als Orangerie genutzt – und errichtete im Sommer 1752 das 400 Personen fassende Schlosstheater, welches noch heute repräsentativer Mittelpunkt der Schwetzinger Sommerfestspiele ist. Pigages Neubaupläne verwirklichten alle Wünsche für eine ausgewogene Aufteilung der Gemächer. Bequemlichkeit und Raffinesse vereinten sich in idealer Weise mit den Anforderungen fürstlicher Repräsentation.
Ein Rundgang durch die unterschiedlichen Gemächer zeigt keine Abfolge von Salons, sondern das Abbild wirklicher Bewohnung. Die Besonderheit liegt in der originalen Ausstattung und Möblierung, die uns Zweckmobiliar wie Tischbettladen und Weidenstühle, aber auch französische Rosenholzkommoden in authentischer Aufstellung präsentiert. Nach dem Tode des bayrischen Kurfürsten Max III. Josef (Ende 1777) siedelte Carl Theodor als dessen Nachfolger und Erbe nach München über, das nunmehr Residenzhauptstadt von Pfalz-Bayern wurde.
 

Schlossgarten

Der Schwetzinger Schlossgarten ist ein wahres Glanzstück der europäischen Gartenbaukunst. Innerhalb von dreißig Jahren entstand unter dem Kurfürsten Carl Theodor, seinem Baumeister Nicolas de Pigage und dem Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell ein prachtvoller Park als Zentrum der kurfürstlichen Sommerresidenz. Von Sckell gestaltete später als Hofgartenintendant von München u. a. den Nymphenburger Schlossgarten und den Englischen Garten. Zwei Konzeptionen der Gartengestaltung, die streng symmetrische französische und die den vorgegebenen landschaftlichen Formationen angepasste englische, sind hier als einzigartige künstlerische Leistung miteinander verknüpft. Das Figurenprogramm wurde von de Pigage und von Verschaffelt erarbeitet. Auf der Südseite des Parks wurde ein Nutzgarten angelegt.

Im Mittelpunkt des vorderen Teils des Parks befindet sich der Arionbrunnen (Arion wurde nach dem griechischen Mythos von einem Delphin vor dem Ertrinken bewahrt) mit einem 15 Meter hohen Wasserstrahl, der damals von einem Oberen und einem Unteren Wasserwerk betrieben wurde. Die enge Verbindung mit dem Benrather Schloss zeigt sich auch bei der skulpturalen Ausgestaltung. So sind die Statue im Minervatempel sowie zwei Skulpturen der Urnenallee (Merkur und eine sog. Minerva Pictura) von Gabriel de Grupello (vgl. dessen Reiterstatue des Kurfürsten Johann Wilhelm vor dem Düsseldorfer Rathaus) gestaltet worden. Sehenswert sind die Badhausanlage und die Brunnenanlage der Wasserspeienden Vögel. Dass die Gedankenwelt Carl Theodors von der Aufklärung geprägt war, beweist der prachtvolle und inzwischen sanierte Bau der Moschee mit zwei Minaretten. Es handelt sich um einen keiner bestimmten Religion zurechenbaren Kultbau, der mit unterschiedlichen Verweisen zum Nachdenken anregen soll. In Anlehnung an Gotthold Ephraim Lessings etwa zeitgleich entstandenes Drama »Nathan der Weise« wurde die Schwetzinger Moschee auch als »gebaute Ringparabel« bezeichnet. Sie illustriert damit das Gedankengut freimaurerischer Gruppen, deren Vorstellungswelt sich ebenfalls auf unterschiedliche religiöse Traditionen berief. Die im Giebelfeld unterhalb der Kuppel angebrachten Koranverse erinnern teilweise an die Weisheiten der Sprüche Salomos im Alten Testament.

 

Hochwildschutzpark Hunsrück bei Rheinböllen

Natürlich haben wir uns auch etwas für die Kinder ausgedacht. In Rheinböllen könnt Ihr einen fast 100 ha großen Naturpark mit einem verträumten See genießen. In der gänzlich naturbelassenen Landschaft haben die Tiere keine Angst. Viele kommen vertraulich auf Euch zu und lassen sich streicheln und füttern. Man kann Wölfe, Luchse, Bären, Muffelwild, Bisons sowie Rehe und Hirsche aus nächster Nähe bewundern. Auf dem Waldsee tummelt sich eine Vielfalt von Wasserwild, und wer einmal eine Greifvogelschau erleben möchte, kommt gleich am Eingang des Parks auf seine Kosten. Und wenn Ihr genug gesehen habt, könnt Ihr einen Abenteuerspielplatz oder ein gemütliches Gasthaus aufsuchen.

 

 

Mit dem Schiff von Bingen nach St. Goar

Die Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz ist der südliche, rund 65 km lange Abschnitt des Mittelrheingebiets, definiert als das Durchbruchstal des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge. Im Herzen unseres Kontinents gelegen, spiegelt es die Geschichte des Abendlandes exemplarisch wieder.
Das Tal mit den wie Perlen entlang einer Schnur aufgereihten Höhenburgen auf den Felsvorsprüngen gilt als Inbegriff der romantischen Rheinlandschaft. Dies hat das Welterbekomitee der UNESCO auf seiner Sitzung in Budapest im Juni 2002 veranlasst, das Obere Mittelrheintal »als eine Kulturlandschaft von großer Vielfalt und Schönheit« in die Liste des UNESCO-Welterbes aufzunehmen.

 

Literaten, Maler und Musiker haben diese Landschaft zum Thema ihrer Arbeiten gemacht. Clemens Brentano (1778 – 1842) und sein Schwager Achim von Arnim (1781 – 1831) sammelten auf ihrer Rheinfahrt im Jahr 1802 Sagen, Balladen und Gedichte vom Rhein, die sie in dem Band »Des Knaben Wunderhorn« zusammenfassten. Und kurz vor St. Goar erscheint der sagenumwobene und von vielen Dichtern besungene Loreleyfelsen. Am bekanntesten ist zweifellos das von Heinrich Heine (1797 – 1856) verfasste und von Friedrich Silcher (1789 –1860) vertonte Gedicht aus dem Buch der Lieder »Die Heimkehr«.

 

Die Lore-Ley

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

 

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

 

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

 

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

 

Dem Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

 

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiff und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.

 

1839/40 hatte Victor Hugo mehrfach den Rhein bereist. Seine Berichte, die mit Tuschezeichnungen angereichert waren, und sich in Zeiten nationalistisch aufgeladener Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich durch Nachdenklichkeit und Versöhnungsbereitschaft auszeichneten, wurden zu einem Klassiker der romantischen Reiseliteratur. Lord Byrons (1788 –1824) Reisetagebücher, in denen er seine Empfindungen gegenüber der geschichtsgetränkten Rheinlandschaft niederschrieb, wurde ein literarischer Reiseführer für englische Touristen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den preußischen Feldherrn Blücher, der nach der siegreichen Völkerschlacht von Leipzig zur Jahreswende 1813/14 mit seinem Heer den Rhein bei Kaub überquerte, sich mit dem britischen Feldmarschall Wellington verbündete und Mitte 1815 Napoleon bei Waterloo endgültig besiegte. Auch der berühmte englische Maler William Turner (1775 – 1851) hatte mehrmals den Rhein aufgesucht. Seine hierbei gefertigten Skizzen dienten als Vorlage großartiger Aquarelle. Und auch die große Politik war von der Rheinromantik erfasst.
 Das Rheinland war auf dem Wiener Kongress 1814/15 an das Königreich Preußen gefallen. Die Hohenzollern wollten in ihrer neuen, etwas entlegenen Provinz Präsenz zeigen. Die Mittelalter-Begeisterung des damaligen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. (ab 1840) – der Romantiker auf dem Thron der Cäsaren – war am Rhein bekannt. Er setzte sich für die Restaurierung von Burgruinen im neugotischen Stil ein und beauftragte hiermit berühmte Baumeister (z. B. Schinkel für die Burg Stolzenfels).

Doch die Schönheit des Oberen Mittelrheintales ist gefährdet. Da es auf dem nahezu 66 km langen Abschnitts des Rheintals zwischen Wiesbaden und Koblenz keine Brücke gibt, werden von der Wirtschaft immer wieder Forderungen nach einer Rheinquerung laut. Und in der Tat: Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz favorisiert den Bau einer Brücke von St. Goar nach St. Goarshausen. Sie hat allerdings – nach dem Entzug des Welterbetitels für das Dresdner Elbtal wegen des Baus der Waldschlösschenbrücke – zugesichert, dass eine Rheinquerung nur in Abstimmung mit dem Welterbekomitee in Betracht komme. Dieses hat in seiner diesjährigen Sitzung in Sevilla (im Juni) die Entscheidung vertagt und weitere Untersuchungen und Gutachten angefordert.

Und was sagt Professor Dr. Gottfried Kiesow, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, zu den Plänen einer Rheinquerung?
»In Deutschland geht man tatsächlich zu leichtfertig mit seinem Weltkulturerbe um. Zunächst bemüht man sich darum, weil man dieses schmückende Beiwort unbedingt haben möchte und meint, danach zur Tagesordnung übergehen und das Weltkulturerbe genauso behandeln zu können wie ein normales Denkmal. Aber Weltkulturerbe-Denkmale sind herausgehoben und müssen sehr viel sorgsamer behandelt werden als normale Denkmale. Hinzu kommt, dass es sich sowohl in Dresden als auch am Mittelrhein um eine Kulturlandschaft handelt. Hätte man sich in Dresden auf die Stadt beschränkt, wäre diese nicht Welterbe geworden, weil große Teile der ursprünglichen Bausubstanz aufgrund der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg heute nicht mehr im Original erhalten sind. Da man aber das Elbtal, also die Landschaft mit einbezogen hat, ist die Kritik an der Brücke natürlich
umso größer. Am Mittelrhein spielt die Landschaft für das Weltkulturerbe genau dieselbe Rolle. Wegen der Gebäude allein hätte man den Mittelrhein nicht unter das Welterbe gestellt. Deswegen muss man dort mit der Landschaft genauso sensibel umgehen«.


Der nächste Familientag findet vom 23. bis 25. September 2011 im Bildungs- und Exerzitienhaus "Maria an der Sonne" in Schmerlenbach (wenige Kilometer von Aschaffenburg entfernt) statt.