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Mit 5 PS
von Netphen nach Siegen:
August Hüttenhain gründet die erste Omnibuslinie der Welt
In unseren Familiennachrichten wurde schon mehrfach über August Hüttenhain
und den ersten Omnibus der Welt berichtet, zuletzt im Nachrichtenheft Nr.
39. Auch die Presse berichtete ausführlich, insbesondere über das
100. Jubiläum, das im März 1995 in Netphen mit einer großen
Parade von 100 Oldtimer-Bussen aus aller Welt festlich begangen wurde.
Unser Vetter Rolf Hüttenhain, Senior des Familienverbandes, schrieb uns
damals das Folgende:
" August Hüttenhain, Lederfabrikant (1840-1906), ist mein Großvater
und war Gründer der Omnibusgesellschaft. Das Jubiläum hatte hier
ein beachtliches Ausmaß - es waren historische Busse aus allen westlichen
Ländern sowie ca. 90.000 Zuschauer erschienen. Hauptsponsor war Daimler
mit DM 300.000. Ein Fernsehteam der Deutschen Welle aus Berlin besuchte mich
und machte Aufnahmen und Interviews in meiner Wohnung. Es war sehr aufregend.
"
Unser wagemutiger Vorfahre und seine Mitstreiter verloren damals ihren Einsatz
von 6.000 Goldmark, den das von der Fa. Benz und Cie. in Mannheim gelieferte
Fahrzeug gekostet hatte. Zwar beförderte die "Netphener Omnibus-Gesellschaft,
eingetr.Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht" mehr als 10.000
Fahrgäste, doch größer als dieser Erfolg waren die Rückschläge.
Die ungeübten Fahrer malträtierten den Wagen mit Bedienungsfehlern,
viel zu oft sprang die Gummibereifung von den Felgen und auf den Steigungsstrecken
mußten die Fahrgäste aussteigen und schieben - unter dem Hohngelächter
der vorbeiziehenden Pferdekutscher! Offenbar hatte man den 5-PS-Motor gewaltig
überschätzt.
Auch ein zweiter Bus als Ersatzfahrzeug half nichts: Schon im Winter 1895/96,
nur neun Monate nach der ersten Fahrt, kam das Aus für diese mutige Verkehrsinitiative.
Dennoch hatten die Netphener eine Lawine losgetreten: das 20. Jahrhundert
brachte den Siegeszug des Omnibusses als Massenverkehrsmittel. Ein Hüttenhain
hatte Geschichte geschrieben.